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Der Niedergang des deutschen Bildungssystems

Fefe hat heute das Bildungssystem von Deutschland betrachtet. Dank vielen Zusendungen ergibt sich ein trauriges Bild des Konsens bezüglich des Zustandes unseres Bildungssystems.
Die kurze Version ist, es wird gespart wo es geht damit die Bildung privatisiert werden kann. Private Bildung kann sich nur der Personenkreis leisten, der jetzt schon "gut betucht" ist. Dies wird dazu führen, dass es noch schwerer sein wird, dass ein Kind aus einer Arbeiterfamilie gesellschaftlich aufsteigen kann.

Diesen Niedergang habe ich selbst bei meinem Studium beobachten können. Schade oder auch passend ist meine, vor wenigen Tagen, getätigte Aussage, dass ich in das Bildungssystem in Rumänien mittlerweile mehr Vertrauen habe, als in unseres. In Rumänien ist Mathematik und Naturwissenschaft weiterhin ein grundlegender Bestandteil des Schulunterrichts.
Hierzulande möchte jeder nur noch "Boss" werden und alles "managen", arbeiten und etwas mit dem Einsatz von Willensstärke und Fleiß zu erreichen ist nicht mehr in Mode.

Nachfolgend und für die Nachwelt einige Zuschriften auf fefe.

Bevor ich meine Brötchen mit Programmierung verdient habe, war mein Studienschwerpunkt "Bildungsplanung" - OK, ist fast 40 Jahre her. Das war damals schon kein anständiger Beruf, weil Dank des Föderalismus jedes Land eh sein eigenes Ding machte, aber damals wollte zumindest der Bund professionell beraten werden: "Die Schule der Nation ist die Schule" - sagte Willy Brandt - und meinte das ernst. Goldene Zeiten, in denen jede Menge neue Schulen und Unis gebaut, Lehrer und Dozenten en masse eingestellt wurden (wenn sie nicht Berufsverbot kriegten). Die einzige Zeit, in der das Bildungssystem durchlässiger wurde, und das hat die Politik damals so gewollt.

Du hast Recht, dass es heute nicht mehr so ist. Recht hast du auch mit der Beschreibung des politischen Personals, aber mit der Aussage, die Rentner sollten gegenüber der Jugend bevorzugt werden, liegst du daneben. Dazu gibt es zu viele Frühverrentungen, werden zu viele Alte gezielt in die Armut abgeschoben. Der Gegensatz "Alt gegen Jung" ist konstruiert, er dient als Argument für Rentenkürzungen ("die junge Generation braucht mehr Ganztagsschulen") und Kürzungen bei Erziehung und Bildung ("die Rentner kosten zu viel") gleichermaßen. Ja was denn nun?

In Wirklichkeit wird an Allem gespart, was keinen Profit verspricht - die Daseinsfürsorge des Staates bietet sich als Opfer einer neoliberalen Agenda doch perfekt an! Ich will jetzt nicht mit Zahlen um mich schmeißen, aber die Zeiten der Vollbeschäftigung sind lange vorbei, viele Menschen werden nur noch als Konsumenten gebraucht. Und im Supermarkt oder bei Amazon sind umfassend gebildete Menschen nun mal überqualifiziert; schlimmer noch: sie könnten was merken.

Du reisst dir mit dem Blog ja den Arsch auf, damit die Leute lernen, eins und eins zusammen zu zählen - so von wegen Medienkompetenz. Logarithmen braucht's dafür nicht, aber ein Verständnis für Zusammenhänge. Genau das wird durch die Verschulung der Unis und das Runterbrechen von Allgemeinbildung auf "Kernkompetenzen" kaputt gemacht. Ganz im Sinne unserer schönen neuen Welt geht es nur noch um Effizienz, und wie erreicht man die: genau, durch Wettbewerb.

Passt doch prima zusammen: staatliche Infrastruktur wird in den "freien" Markt entlassen, weil der bekanntlich alles zum Besten regelt. Für gewisse Kreise funktioniert das auch: mit ca. 10% liegt der Anteil der Schüler von Privatschulen so hoch wie nie, und bei den Unis suchen die Studenten reicher Väter gezielt nach den Elite-Instituten - dafür gibt's Rankings von Burda & Co., die Politik nennt das "Exzellenzinitiative". Umgekehrt wird ein Schuh draus: in der Breite, für uns Normalos, wird auf Biegen und Brechen gespart, das Geld geht an die Eliten.

Solche Ideen werden u.A. von modernen Bildungsplanern entwickelt - nicht beim Staat, sondern beispielsweise bei der Bertelsmann-Stiftung. Da sage noch einer, die Privaten seien nicht effizient! Die Agenda dieser Vögel ist überall gleich, nicht umsonst stöhnst du lustvoll auf, wenn "der Staat" sich mal wieder die Pest in Form privater Wirtschaftsberater in's Haus holt. Mit der Bildungsberatung sind die Bertelsstifter sehr erfolgreich: ich frage mich seit Jahren, wer bei RTL eigentlich die Werbung mit debilen Einspielungen von "Bauer sucht Frau" oder DSDS guckt - nun, genau die Opfer des Systems, welches die Stiftung unseren Politnasen seit Jahrzehnten verkauft.

Meine Generation ist zwar mit spätestens 58 Jahren nicht mehr "vermittelbar" und gerät ziemlich flächendeckend in die Altersarmut, aber ich bin der letzte, der nicht bessere Schulen für die Jungen fordert, denn die sollen meine Rente verdienen und, vor allem, eins und eins zusammenzählen können, damit sie merken, wer uns gegeneinander ausspielen will, damit er den Reibach macht, ohne dass wir Einspruch erheben.

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ich war bis vor kurzem wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität. Du schreibst, es werden nun intensive Brückenkurse benötigt um das Studium zu absolvieren. Aus der Informatik kann ich dir versichern: das ist gar nicht nötig.

Die Lösung liegt auf der Hand. Das Niveau in der universitären Ausbildung wird einfach gesenkt. Das hat hauptsächlich zwei Gründe: Der erste ist die "Durchfallrate". Von "ganz oben" wird den Professoren nahegelegt, dass XY Prozent Absolventen pro Semester abschließen sollten (der Richtwert hier ist mir leider unbekannt), da in der Industrie Fachkräftemangel herrscht. Das wirkt sich drastisch auf das Niveau der Prüfungen und der Vorlesungen aus. Der zweite Grund ist die Einstellung der Studenten: Diese beschweren sich wo es nur geht---dies sei zu schwer, das sei unzumutbar. Das geht soweit, dass, aufgrund der jungen Studenten, Eltern beim Professor vorsprechen. Professoren machen sich nur mehr Arbeit, wenn sie hier nicht nachgeben oder bekommen schlechte Evaluationen, die immer mehr an Gewicht gewinnen.

In Gesprächen mit einigen Industriepartnern zeichnet sich das deutliche Bild ab, dass der Fachkräftemangel mit Bachelorabsolventen nicht gestillt werden kann, da diese nicht qualifiziert genug sind. Aber noch deutlicher ist die Aussage, dass selbst Masterabsolventen zunehmend mehr Betreuung und zusätzliches Coaching bräuchten.

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Zumindest hier in Baden-Württemberg kriegen jedes Jahr einige Lehrer den Auftrag vom Kultusministerium, Aufgaben für die Prüfung zu formulieren und vorzulegen. Da kommt dann ein gewisser Pool an Aufgaben zusammen, aus denen dann eine Kommission die tatsächlichen Aufgaben auswählt.

Vielleicht ist der Bildungszerfall in BaWü und Bayern also deshalb nicht so radikal, weil die Lehrer noch selbst indirekt die Prüfungen schreiben.

Wobei man aber auch dazu erwähnen muss, dass es unter den Lehrern dann zu stillen Absprachen kommt, was für Themen man unter den Tisch fallen lässt, weil sie als zu schwierig oder "nicht sinnvoll" eingeschätzt werden.

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erinnerst du dich noch daran, wie gerne und gut über die USA gelästert wurde? Als es hieß "unfassbar, aber an den Unis in den USA sind Leute, die kaum lesen und schreiben können"? Gerade auch bei den Sportlern wurde ja gerne mal alles durchgelassen, aber auch sonst wollte man lieber mal die Uni-Images besser gestalten als die Leute durchfallen zu lassen. Bis auf die Eliteunis war das eher anders.

Aber diesen Trend sehe ich seit Jahren auch in D - besser zig erfolgreiche Absolventen als zig durchgefallen und so wird eben abgesenkt, was das Zeug hält, das beginnt in den Schulen und zieht sich dann weiter. Am Ende hat man dann Leute mit einem Studium, bei denen viele trotzdem abwinken weil sie sagen "bringt nichts".

Übrigens kannst du die gleiche Misere bei bestimmten Bildungsträgern sehen, die mit der Arge zusammenarbeiten, ich war ja selbst in so einer, da wurde geschönt, was nur ging damit bloß keiner das Ganze nicht schaffte. Denn dann hätte man sich ja mal mit dem ganzen Institut beschäftigen müssen und fragen müssen, was ggf. schiefläuft.

Bei der Englischprüfung sollten wir Wirtschaftsfragen beantworten, dem Prüfer hat es für eine 1 gereicht, wenn man ihm auf Englisch anrüffelte weil man keine Zeit gehabt hat um zu lernen und sowieso viel zu gestresst ist usw.

Bei der Stenoprüfung haben wir drei Wochen vorher begonnen, genau den Brief, der nachher bei der Steno- und Maschineschreibprüfung erst diktiert und per Steno aufgenommen und dann per Schreibmaschine getippt wurde, zu üben. Und zwar nur noch diesen Brief.

Es wurde dann auch nicht mehr geprüft, wer was in Steno geschrieben hatte, also ob man tatsächlich nun stenographiert hatte. Da die Prüferin den Brief extra langsam diktierte, hätte man ihn theoretisch auch in Langschrift aufschreiben können.

So hatten am Ende alle gute Noten, gerade auch im Bereich Englisch. Es gab eine zusätzliche IHK-Prüfung Wirtschaftsenglisch und da fielen dann doch etliche durch, was dann aber auf die IHk geschoben wurde. Da das Spracheninstitut, das die Ausbildung durchführte, bekannt war, gab es danach Schwierigkeiten, einen Job zu bekommen da es bei vielen schon hieß "oh mann, nicht von denen, die Leutchen, die daher kommen, können ja gar nichts".

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Ich befinde mich in den letzten Zügen meines Ingenieurs-Masterstudiums an einer FH. Der Bachelor (an der gleichen FH) war "interdisziplinär" ausgelegt und kratzte an 3 Fachbereichen (hauptsächlich Informatik). Was mir dabei auffiel war zunächst, dass ich bereits in den ersten Semestern Prüfungen bestand, die ich eigentlich nicht hätte bestehen können. Studenten wurden immer irgendwie durchgezogen. Das geht soweit, dass einer unserer Professoren schon von vornherein sagte:

"Keine Angst. Der Notenspiegel in dieser Veranstaltung ergibt immer eine perfekte Gauß-Kurve zwischen 1.0 und 4.0."

Und das zog sich dann durch sämtliche Bachelor-Semester. Hätte ich meine Thesis selbst bewerten müssen wäre sie mit Sicherheit schlechter bewertet worden.

Zum Beginn des Masterstudiums dachte ich noch, dass das Niveau deutlich ansteigt. Das Gegenteil war der Fall. Wenn die Hochschule nur 5 Studenten im Master-Studiengang hat, wollen die natürlich alle durchbekommen. Also wird das Niveau soweit gesenkt, das alle bestehen und vor allem auch gute Noten haben.

Das merken die Studenten (mich eingeschlossen) logischerweise auch und strengen sich weniger an, werden faul. Die Durchschnittsnoten werden wieder schlechter und … na ja, ich denke man weiß wo das hin führt.

Letztenendes fühle ich mich nach keinem meiner Abschlüsse (Schule, Bachelor, kommender Master) dazu bereit, auf dem, im Arbeitsmarkt für den jeweiligen Abschluss, geforderten Niveau zu arbeiten. Auf dem Papier habe ich tolle Abschlüsse, aber ich habe nicht das Gefühl irgendwas davon wirklich gut zu können (selbst wenn auf dem Papier 1,0 steht).

Das einzige wo ich selbstbewusst in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen würde wäre mein Ausbildungsberuf und das auch nur aufgrund der praktischen Erfahrung. Aus Schule und Hochschule habe ich meinem persönlichen Gefühl nach keine fundierten Kenntnisse mitgenommen.

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Das ist in NRW nicht anders. Ich würde dies nicht an den trigonometrieschen Funktionen aufhängen, sondern prinzipiell daran, dass mathematischen Denken nicht mehr gelehrt wird.

Wissen über Gruppe, Ring und Körper wird nicht mehr vermittelt. Beweise werden ein paar mal vom Lehrer gezeigt, aber dieses Wissen wird nicht mehr abgefragt. Jedes Jahr fliegen ein paar Anforderungen aus dem Kalalog. Die Analysis kommt in NRW nun ohne Polynomdivision und Partialbruchzerlegung aus. Der Schüler muss nur noch ein wenig rechnen und nach Schema F die Aufgaben runterrechnen. Auch hier unterstützt durchgehend der CAS (graphischer Taschenrechner). Der Schüler braucht sein Arbeitsergebnis nicht mehr selbst überprüfen. Er lernt nicht wie man dies machen könnte, dies macht die Maschine für ihn. Überhaupt vergammelt hier das Potential von (normal) begabten Kindern, die vor Langeweile crashen und sich angewidert vom langweiligen Unterrichtsstoff abwenden.

Eine Mathematikklausur musste neu geschrieben werden, da 90 % der Schüler eine 5 oder 6 hatten. Der Stoff war nachweislich gründlich vermittelt worden, ich habe die Unterrichtsmitschriften meiner Tochter durchgesehen. Der Lehrer hat sogar eine Aufgabensammliung mit Musterlösungen verteilt, die aber von fast allen Schülern nicht bearbeitet wurde.

Meine beiden Töchtern (Abijahrgang 2016 und 2017) sind nach meiner Ansicht Prototypen (ich hab es bei vielen anderen begabten Schülern beobachtet). Beide hat die Schule dermaaßen gelangweilt, dass sie sich während des Unterichts und auch danach mit anderen interessanteren Projekten beschäftigten. Sie hatten kein Interesse am Wiederkäuen trivialer Fakten. Selbstständiges Arbeiten bzw. Denken wird nicht vermittelt oder gefördert und die meisten Lehrer sind inzwischen lustlos, da sie selbst kein Interesse an diesem niveaulosen "Pepitaunterricht" haben - sie sind mit anderen Motiven Lehrer geworden. Die Mathelehrer hat es sehr hart getroffen; für diesen Unterricht braucht man kein Mathematikstudium in der vermittelten Komplexität.

Hier eine Kostprobe aus dem Geschichtsleistungskurs: "Die RAF war eine deutsche Terroristenorganisation und sie sind verantwortlich für viele Tote durch Anschlag auf ein Kaufhaus."

"Deutschland ist eine Vorzeigedemokratie - die Bundestagsabgeordneten werden direkt vom Volk gewählt. usw."

-> Die Lehrer passen sich an und nehmen Propagandamaterial vom Innenministerium für Unterrichtszwecke, aber nicht um diese dann kritisch zu durchleuchten.

Referate werden per Copy&Paste aus dem Internet kopiert und mit eins bewertet.

Ich habe als Vater versucht dagegen zu arbeiten, auch das Gespräch mit den Lehrern gesucht. Ich habe meinen Kindern gezeigt, wie man ein Referat selbstständig erstellt. Zum Schluss habe ich aufgegeben, da es zum Dauerstreit geführt hat. Die Kinder hatten aus ihrer Sicht die besseren Argumente: Ein Referat in 1-4 Stunden zusammenkopiert mit fehlenden/unvollständigen Quellenangaben wurde mit 1 oder 1- bewertet. Ein mit viel Mühe und selbstständig erarbeitetes Ergebnis ergab auch nur eine 1.

Die Schule war unter Strich verlorene Zeit, beide haben nun, trotz überdurchschnittlichem Denkvermögen und Begabung, kein Interesse an einem Studium. Sie haben für kein einziges Unterrichtsfach eine Form von Leidenschaft entwickelt.

Disziplin und sauberes kontinuierliches Arbeiten haben sie nicht gelernt, sie sind in dieser Hinsicht versaut. Sie konnten alles mit "Links" machen, die Anwesenheit im Unterricht hat ausgereicht für ein Abischnitt von 2,2. Beide haben zu Hause nichts für die Schule getan.

Verschwörungstheorie:
Dieses Kastrationsverfahren hat folgende Wirkung: Die Dumpfbacken erreichen durch Auswendiglernen und Anpassung den Hochschulzugang. Auch auf den Universitäten wurde alles verschult und selbstständiges Denken ist auf den Rückzug, Auswendiglernen ist gefordert. Damit schaffen wir uns verstärkt den Obrigkeitsstaat, den wenn wenig denkende Kritiker nachwachsen, wird das Regieren leichter. Durch die große Masse an Abiturienten wird der Konkurrenzdruck größer, das fördert zusätzlich angepasstes Denken.

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Das mit dem Curriculum kürzen ist ein Feature, kein Bug. Denn so kann das Schulsystem seinen eigentlichen Auftrag um einiges besser erfüllen. Wer in der Schule nicht genügend Mathe hatte, hat keine Chance, eine Naturwissenschaft zu studieren oder eine ähnlich komplexes Fach, und wird damit bei einer Ausbildung oder einem Studiengang light bleiben. Für die Gesamtbevölkerung bedeutet das, dass hauptsächlich Kinder von Akademikern, die Naturwissenschaften studiert haben, eine Naturwissenschaft studieren werden, dadurch bleibt der Aufbau der Bevölkerung in denselben sozialen Schichten erhalten. Das nennt sich Soziale Reproduktion. Diese ist laut PISA-Studie besonders groß in Deutschland. In anderen Ländern wie in Finnland oder Norwegen ist der Faktor zwischen der Bildung der Eltern und der Bildung des Kindes nicht mit einer so starken Korrelation verbunden.

Es gibt bereits seit 100 Jahren Ansätze, wie das Bildungssystem verbessert und auf den neusten Stand gebracht werden könnte, dabei sind als wichtige Vertreter John Dewey, Alexander Sutherland Neill und natürlich Wilhelm von Humboldt zu nennen. Moderne Bildungsreformer setzen ihren Hauptaugenmerk auf die Ausbildung zur Selbstständigkeit. Das bedeutet in der Schule, dass die Schüler in ihrer eigenen Geschwindigkeit ihre eigenen Projekte durchführen (wie einen Roboter bauen, ein Stillleben malen, ein eigenes Spiel designen o.ä.). Dafür sind Plattformen wie die Khan Academy ausgelegt, die selbstgesteuertes Lernen und eigene Kreativität durch eigene Projekte unterstützen (Vorsicht Werbung. Die khanacademy.org gibt es für die 1-8. Klasse jetzt auch auf deutsch.).

Es sind bereits genügend Studien von modernen sowie älteren Autoren durchgeführt worden, die Fähigkeiten eines solchen Systems aufzeigen. Da trotzdem nicht nach diesen Systemen gearbeitet wird, welches mehr Naturwissenschaftler und mehr aus sich heraus glückliche bürger hervorbringen würde, muss davon ausgegangen werden, das dahinter die Absicht steckt, soziale Reproduktion zu gewährleisten.

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Ich beteilige mich seit einigen Jahren an der Konzeption und Durchführung von diversen Führungen und Workshops für Schüler zum Thema Antike. Das Feld ist sehr groß und wird natürlich von mehreren Studenten aus Eigeninitiative getragen.

Mittlerweile stehen wir nur vor dem Problem, dass uns der Nachwuchs an jungen Studenten fehlt, der diese Arbeit weiterführt. Die Meisten von Uns haben nun schon ihre Abschlüsse und werden innerhalb des nächsten halben Jahres keine Führungen mehr absolvieren können.

Trotz Unterstützung der Dozenten konnten wir bislang keine neuen Studenten für diese Arbeit gewinnen, obwohl Museumsarbeit ein wichtiger Aspekt der Archäologie ist. Auf Anfrage kommt meistens nur eine Ablehnung, weil man mit dieser Arbeit weder eine Prüfung noch ein Seminar ersetzen kann. Es ist eine freiwillige Arbeit, die zwar mit einer Art Praktikumszeugnis belohnt wird, jedoch nicht innerhalb des Studiums abgerechnet werden kann. Es fehlt allgemein an Bereitschaft, sich auch nur eine Stunde in der Woche mit etwas zu beschäftigen, was nicht direkt mit dem Studium zu tun hat. Durch die Einstellung der jüngeren Studenten, bloß nicht mehr zu machen, als gefordert wird, steht das Projekt, welches von Schulen aller Art bislang sehr gut aufgenommen wurde, kurz vor dem Ende, da der Nachwuchs fehlt.

Zudem gibt es derzeit Beschwerden, dass einfache Grundkenntnisse, wie das Lesen von Karten und Plänen und auch kritisches Lesen von Literatur, nicht vorhanden sind. Man ist im Prinzip schon so weit mit dem Bildungssystem, dass selbst philosophische Randfächer bald Aufbaukurse brauchen, damit die Studenten ein akzeptables Niveau bekommen.

Das, was derzeit von den Schulen kommt, scheint sich in meinen Augen nur sehr eingeschränkt für ein Studium zu eignen. Es gibt sicherlich eine Menge Studenten, die alles bewerkstelligen können und mit Freude an ihrem Fach auch freiwillige Arbeiten erledigen. Aber der Konsens ist bisher, dass die jüngeren Jahrgänge kaum noch zu etwas taugen.

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