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web - Turbo auf der Tastatur / Beschleunigung und Kontrollverlust

eit rennt immer schneller, Entwicklungen im sozialen, technologischen, politischen Bereich beschleunigen sich. Digitalen Medien sind dabei nicht ganz unschuldig, denn ein Vielfaches an Inhalten erreicht uns heute im Vergleich zu früheren Jahrzehnten und verlangt unsere Aufmerksamkeit. Zu viel, um diesen Fluss wirklich noch im Detail steuern zu können. Müssen, können, sollen, wollen wir hier noch mit? Wie kommen wir mit diesem Kontrollverlust klar. [...] Beschleunigung erzeugt vor allem dann Überforderung, wenn Multitasking angesagt ist. Aber Menschen sind dazu nicht fähig. Die Aufnahme von Inhalten während des gleichzeitigen Sammelns haben zusammen keine Chance. Aber die ruhige Fokussierung fehlt vor allem heute bei der Nutzung Digitalen Medien. Weil diese genau gegenteilig aufgesetzt sind und in Gleichzeitigkeit entropieren. [...] Wo das zusammen geworfen wird, kann keine Ruhe entstehen. Es geht um die Freiheiten von Fixierungen, auch von Gelerntem. Entlernen, etwas weg tun: das ist die Kunst des Entschleunigens, die Kunst des sich Herausziehens. Freiheit nehmen wieder frei zu nehmen. [...] Nach der ersten Überflutung ist ein Überblick geschaffen, und man ist bereit, sich auf einen Inhalt so lange einzulassen, bis die Aufmerksamkeit darauf sinkt. So wie die Fernbedienung in unserer Generation gelernt wurde, aber die Alten das nicht können. "Meine Mutter kann nicht zappen", die nächste Generation kämpft wohl eher mit Big Data, aber surfen erzeugt dann keinen Stress mehr. [...] Schneller käme es uns allen nur deshalb vor, weil wir wegen technologischen Defiziten früher so langsam miteinander kommunizierten. "Schneller" heißt nun "Echtzeit". Die Entwicklung ging dabei in 150 Jahren vom Reiter mit der Botschaft über Telegraphen und terrestrische Frequenzen hin zu einem Digitalen Kanal mit Rückkanal. Selbst an mehreren Orten gleichzeitig zu sein und damit Virilios Konzept des Rasenden Stillstands sogar zu überdrehen, ist nun problemlos denk- und durchführbar. [...]

Ich habe nur einie, für mich wichtige Textstellen aus dem Artikel genommen. Besonders das Gefühl "des immer schneller werdens" ist meinem Umfeld, wie auch mir, bestens vertraut. Erst heute stand ich wieder in der Küche während ich gefragt wurde wo der Januar schon wieder hin sei? Das Frau, wie auch Mann, Multitasking nicht kann, erkannte ich im Jahr Zweitausend und Zwölf. Nicht umsonst ist mein Credo seitdem eher "Ich mach mal schnell, nein mach mal lieber richtig" ;-). Sich für etwas Zeit nehmen, daran muss man als Kind der Echtzeitkommunikation ernsthaft arbeiten. Für andere Menschen Zeit nehmen fällt einem weitaus einfacher als für die eigenen Aufgaben Zeit zu nehmen. Im Allgemeinen dachte ich beim Lesen häufig an meine Studienzeit zurück. Damals, als es noch ein Diplom gab und als ein Grundgedanke des Studieren darin bestand, "sich selber mit etwas spannenden und selbst ausgewählten zu beschäftigen". Höre ich mir die Geschichten der heutigen Bachelors und Masters an, können diese gehetzten Seelen einen nur Leid tun.

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