Immer mehr Fleisch von immer weniger Betrieben - die Rechnung zahlt der Kunde und die Erde, beide werden verseucht
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Während sich die Fleischproduktion während der letzten 15 Jahre um bis zu 50 Prozent erhöht hat, haben bis zu 80 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe ihre Tierhaltung aufgegeben. [...]
Von 2012 bis 2015 wurden die meisten Plätze für Masthähnchen mit 1,9 Millionen in Niedersachsen beantragt, gefolgt von Brandenburg mit 1,2 Millionen und Sachsen-Anhalt (rund 800.000). Hingegen sind Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen sind laut Fleischatlas noch stärker von bäuerlicher Landwirtschaft und Tierhaltung geprägt. Auch sind die Anlagen insgesamt etwas kleiner ausgelegt als in den Jahren zuvor.
Überall, wo die Fleischindustrie in der Umwelt ihre Spuren hinterlässt, werden erhöhte Ammoniak- und Nitratwerte im Grundwasser gemessen. Das gilt für Nordrhein-Westfalen ebenso wie für Niedersachsen, wo im Jahr 2015 rund vier Millionen Mastschweine gezählt wurden. 2012 und 2015 wurden hier 150.000 Schweinemastplätze neu genehmigt.
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Der Fleischatlas benennt außerdem die schlechten Arbeits- und Lohnbedingungen in der Fleisch verarbeitenden Industrie, in der offiziell 80.000 Personen beschäftigt sind, nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sind es sogar mehr als 140.000.
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Masttiere brauchen viel Futter - in Niedersachsen heißt das vor allem: Mais. Praktischerweise kann man die immensen Düngermengen, die in der Weser-Ems-Region anfallen, auf den endlosen Maisfeldern entsorgen. Den Angaben des niedersächsischen Nährstoffberichtes zu Folge sind zwar die Phosphorüberschüsse gesunken. Damit sank auch der fehlende Flächenbedarf für die fachgerechte Ausbringung von Phosphor in Gülle und Gärresten von 65.000 Hektar in 2014 auf 41.000 Hektar in 2015.
Dem zugrunde liegt das aktuelle Düngerecht (DüV §6 Abs. 2 Nr. 2), das einen Phosphorüberschuss von 20 kg je Hektar erlaubt. Würde eine Novellierung umgesetzt, wären nur noch 10 kg je Hektar überschüssiger Phosphor zugelassen - und das Flächendefizit würde sich auf 116.000 Hektar erhöhen.
Beim Mais, der sowohl als Tierfutter als auch als Biomasse zur Energiegewinnung eingesetzt wird, ist vor allem der Anbau in Monokultur ein Problem. Doch blütenfreie, monotone Maiswüsten bieten weder Bienen, Hummeln noch Schmetterlingen ansatzweise Nahrung, weshalb sie in den großen Mais-Anbaugebieten längst verschwunden sind.
Das einzige Insekt, das hier überdauert, ist der Maiszünsler - sofern er die chemische Keule überlebt hat. Auch für andere Wildtiere bietet die einförmige Landschaft weder Nahrung noch Lebensraum. Massive Düngung mit Gülle belastet Böden und Gewässer. Diese weisen besonders im Norden Deutschlands eine immer höhere Belastung an Nitrat, aber auch Medikamenten auf.
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Ein weiteres Zeichen setzte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, als sie im August 2016 erklärte, die Privilegien für den Bau neuer Mastanlagen einschränken zu wollen. Denn diese emittieren nicht nur Feinstaub, Treibhausgase und Ammoniak, sondern hinterlassen auch enorme Mengen an Nitrat und Tiermedikamente im Grundwasser.
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Fleischatlas 2016
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